Ist Twitter eine Chance für die Kirche? Ja, sagen Erzbischof Schick und Bischof Vergara. Zwei Stimmen, zwei Erfahrungen aus zwei Kontinenten. Mehr Mut im Umgang mit Social Media: die beiden Bischöfe machen’s vor.
Von Eva-Maria Werner, Sebastian Flohr und Michael Kinnen
Ich glaube, man kann eine große Anzahl an Stimmen in Social Media hören. Häufig findet man sich selbst scrollend vor, auf der Suche nach Posts, die passen oder die Deine Seele oder Dein Herz ansprechen. Könnte die Kirche in Social Media diese besondere Stimme sein, die Menschen anspricht? Es ist meine Hoffnung, dass die Kirche eine Führungsrolle einnimmt bei der Verbreitung von Wahrheit, guten Nachrichten, Liebe und Mitgefühl in den sozialen Medien. Wir können sogar die Prinzipien von Christi Führung verbreiten, die Führungs-Gurus sogar nutzen, um Dienststellen, Gemeinschaften und Nationen zu führen.
— Bp. Mylo Vergara (@bpmylo23) 17. November 2017
Wir haben auch schon Videokonferenzen gehalten. Das nutze ich schon, aber ich würde damit nicht die „face-to-face“-Ordinariatskonferenz ersetzen. Wenn ich etwas Ernsthaftes diskutieren will, muss ich das Gegenüber auch anschauen. Dann weiß ich auch, wie jemand reagiert, selbst wenn er nichts sagt. Das ist wichtig für die Kommunikation und besonders für Entscheidungen, die wir auch zusammen durchtragen müssen.
In den sozialen Medien vertreten zu sein, lässt mich das leben, was Papst Franziskus uns Bischöfen sagt: zu „riechen wie die Schafe“. Der Geruch der Schafe ist auch in Social Media. Ich glaube, in den sozialen Medien vertreten zu sein, lässt mich besonders die Jugendlichen erreichen, die ich evangelisieren kann. Jedoch finde ich immer noch wichtigere und effektivere Wege und Mittel, es zu tun. Zum Beispiel ist es jetzt schon über ein Jahr her seit wir in ein diözesanes TV Predigtamt auf Facebook eingestiegen sind mit einer wöchentlichen Show, die Jugendliche als Zielpublikum hat. Wir haben unseren Inhalt vor einigen Wochen neu formatiert und ausgesucht, um einen anderen Zugang auszuprobieren. Das war nicht einfach, weil wir nur Freiwillige haben, die uns bei dem Programm helfen, das wir einmal monatlich für vier Shows aufnehmen. Wenn wir finanzielle Mittel hätten, könnten wir es professionalisieren und es viel besser machen. Wir hoffen und verlassen uns auf Gott, der für uns sorgen wird.
Ich folge einigen Bischöfen. Ich sehe da schon manche Unterschiede. Manche twittern viel von sich, was ich nicht so mache. Ich sende mehr Botschaften, wie heute Morgen: Ich habe über „Unterbrechung“ getwittert: dass man sich von Gott immer mal unterbrechen lassen soll, damit man IHN erkennen kann im Alltag. Ohne Unterbrechung für Besinnung nimmt man auch die Menschen nicht mehr richtig wahr und gerät in das berühmte Hamsterrad.
Zu bedenken: Sind wir bereit, uns von Gott UNTERBRECHEN zu lassen?
Wenn ja,
können wir Gott erfahren,
im Mitmenschen Schwester und Bruder erkennen und
dem Hamsterrad der Alltagsroutine entkommen.
Einen gesegneten Tag.— Erzbischof Schick (@BischofSchick) 8. März 2018
Das sind solche Botschaften, die ich herausgebe. Die meisten fallen mir beim Meditieren, manchmal auch beim Joggen ein. Dann denke ich nochmal darüber nach, wie ich das in 140 Zeichen bringe. Inzwischen habe ich darin Übung, es fällt mir nicht mehr schwer.
Ich nutze Twitter regelmäßig – nicht täglich, aber fast täglich –, um bestimmte Botschaften, die mir wichtig sind, an meine Twitter-Freunde und Follower weiterzugeben. Es ist eine Form der Kommunikation. Ich komme über Twitter und Facebook mit Menschen in Kontakt, denen ich in der Kirche nicht begegne, mit denen der Kontakt aber auch wichtig ist. Ich möchte vor allem die Botschaft des Evangeliums weitertragen, die nicht nur für die Kirchgänger wichtig ist, sondern für alle Menschen. Deshalb nutze ich Twitter und Facebook.
Ich will evangelisieren! Zunächst wollte ich mich nicht in den Sozialen Medien engagieren. Ich fürchtete um meine Privatsphäre und ich fühlte mich unfähig, mit all dem technischen Zeug umzugehen, das nötig ist, um sich darin zu engagieren. Vor vier Jahren hielt ein Mitarbeiter von Radio Vatikan ein Seminar zur sozialen Kommunikation und Social Media für die philippinischen Bischöfe. Das öffnete mir die Augen für die vielfältigen Möglichkeiten der Evangelisierung, die Social Media leisten kann. Ich legte eine öffentliche Fan-Seite an, so dass ich Dinge posten kann, die eine größere Reichweite haben. Dort poste ich meine Sonntagspredigten und andere relevante religiöse Nachrichten und Botschaften.
Ich habe eine gewisse Mischung. Zuerst und vor allem möchte ich den Menschen etwas vom Evangelium mitgeben, weil ich glaube, dass darin die Fülle des Lebens mitgeteilt wird. Wenn man die Botschaft Jesu „an sich ranlässt“, nach ihr lebt, sie befolgt, dann erhält das Leben einen Mehrwert, dann findet man die Fülle des Lebens, kann sie leben und auch weitergeben. (kann man hier Folgendes anschließen aus einer späteren Frage, oder müsste man das dann wiederum autorisieren lassen? : Wenn ich im Ausland bin, z. B. im Irak oder auf den Philippinen, dann schreibe ich, was ich dort erlebe, zum Beispiel von dem Bürgerkrieg auf Mindanao, wie die Menschen sich befeinden und wie die Ärmsten darunter am meisten leiden. Ich twittere: „Denkt mal an sie, betet für sie!“ Aufrufe zum Bedenken, zum Beten: das mache ich häufiger.
Grüße aus dem Iraq! Dort hat der IS gegen die Christen gewütet.Alle christlichen Zeugnisse sollten verschwinden. Die Kirchen laden mit Plakatwänden zur Rückkehr ein und tun alles,die zerstörten Häuser und Kirchen wieder zu https://t.co/4E28iXHoPz Gebet&Spenden können wir helfen. pic.twitter.com/g037GsnTiQ
— Erzbischof Schick (@BischofSchick) 7. April 2018
Ich sage schon öfters mal, wo ich gerade bin, aber das hat dann immer eine Message und nicht: „Ich bin jetzt da – schaut mal, wo ich überall unterwegs bin!“
— Bp. Mylo Vergara (@bpmylo23) 2. September 2017
Nein, ich stimme sie nicht ab. Die Pressestelle weiß, dass ich spontan twittere.
Eigentlich hat sich mein Twitter-Verhalten nicht sehr verändert in diesen Jahren. Ich habe ein bestimmtes Themenspektrum im Kopf, das ich bediene: etwa das Persönliche, wie zum Beispiel gestern, als unser Weihbischof gestorben ist, mit dem ich sehr verbunden war. Das hat mich beschäftigt und abends habe ich dann ein Foto von uns beiden getwittert und geschrieben, dass ich traurig bin und ich gut mit ihm zusammengearbeitet habe. Ein bisschen ist das eine Verabschiedung und auch eine Mitteilung an die, die mir folgen.
Herzlich hat mich Weihbischof Werner Radspieler vor 16 Jahren im Erzbistum empfangen,schweren Herzens haben wir uns in den letzten Tagen verabschiedet,heute endgültig.Tief traurig danke ich ihm und erbitte ihm die Freude des Himmels.Auf Wiedersehen in der Ewigkeit,lieber Werner! pic.twitter.com/qrZIBWCYff
— Erzbischof Schick (@BischofSchick) 7. März 2018
#ncmc18 pic.twitter.com/uPcr2h5ik4
— Bp. Mylo Vergara (@bpmylo23) 7. August 2018
Twitter-Accounts katholischer Hirten
- Papst Franziskus: @pontifex_de
- Bischof Gebhard Fürst, Rottenburg-Stuttgart / Medienbischof: @BischofGebhard
- Erzbischof Heiner Koch, Berlin: @ErzbischofKoch
- Bischof Franz-Josef Overbeck, Essen: @bischofoverbeck
- Weihbischof Udo Markus Bentz, Mainz: @weihbischof_mz
- Weihbischof Stefan Zekorn, Münster: @StefanZekorn
Heute seit fünf Jahren twittere ich.Danke Euch,meinen Follower.Die Kommunikation mit Euch freut mich&ich hoffe,dass ich Euch immer wieder gute Informationen&Gedanken geben kann.Wenn unsere Community weiter wachsen würde,hätte ich nichts dagegen!
Euch allen einen guten Tag. pic.twitter.com/T47QL2ICIb— Erzbischof Schick (@BischofSchick) 7. Dezember 2017
Weitere Beiträge zum Thema
- Pro und Contra: Müssen Bischöfe Twitter nutzen? (katholisch.de)
- Warum twittern so wenige Bischöfe? (katholisch.de)
Titelbild: Papst Benedikt XVI. beim Posten seines ersten Tweets auf einem Tablet-PC nach der Generalaudienz am 12. Dezember 2012. ©KNA-Bild